Kinder mit Sprechstörungen zeigen eine fehlerhafte Lautbildung oder einen von der normalen zeitlichen Abfolge abweichenden Lauterwerb.
Ein Großteil kindlicher Sprechstörungen ist unklarer Ursache. Als Risikofaktoren, die zu einer Sprechstörung führen können, gelten v.a. chronische Mittelohrentzündungen bzw. Paukenergüsse sowie ein ungünstiges Saug-Schluckverhalten im Säuglings- und Kleinkindalter.

Sprechstörungen können im Rahmen von allgemeinen Entwicklungsverzögerungen oder -behinderungen, angeborenen Hörstörungen, genetisch bedingten Krankheiten (z.B. Down-Syndrom), Geistig-, Körper- oder Mehrfachbehinderung (z.B. Zerebralparese), Myofunktionellen Störungen, Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen oder nach Schädel-Hirn-Traumata, entzündlichen Hirnprozessen und Hirnoperationen auftreten.

Dyslalie

Als Dyslalie wird die fehlerhafte Bildung eines oder mehrerer Laute bezeichnet. Es können auch Laut-Auslassungen oder Laut-Ersetzungen auftreten.
Bei einer Dyslalie lassen sich 2 Formen unterscheiden:

1. Artikulationsstörung:
Artikulationsstörungen mit phonetischem Schwerpunkt:
Sprachlaute können nicht korrekt gebildet werden. Grund hierfür kann unter anderem eine noch nicht gleichmäßig gut ausgeprägte oder funktionierende Muskulatur im Bereich der Zunge, Lippen, Wangen, etc. sein (Typisches Bild: „Lispeln“ – Sigmatismus).

Artikulationsstörungen mit phonologischem Schwerpunkt:
Ein oder mehrere Laute, die das Kind noch nicht erworben hat, werden ausgelassen oder durch andere Laute ersetzt (z.B. „tuh“ statt „Kuh“, „Oller“ statt „Roller“). Lautverbindungen werden auf einen Laut reduziert, durch andere Laute ersetzt oder auch ganz ausgelassen (z.B. „lange“ statt „Schlange“, „tlan“ statt „Kran“, “ume“ statt „Blume“).

In seltenen Fällen sprechen die Kinder dieselben Wörter in immer wieder unterschiedlicher Weise aus (z.B. „fis“, „sisch“ oder “ tis“ statt „Fisch“ ), wodurch sie auch von den Eltern kaum verstanden werden. Diese Aussprachestörung tritt häufig im Rahmen von Sprachentwicklungsverzögerungen auf. Mit 4 Jahren ist das Lautsystem des Deutschen im normalen Spracherwerb in der Regel vollständig erworben. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn bei darüber hinaus andauernden Aussprachestörungen ist daher dringend empfehlenswert. Insbesondere, da Kinder, die solche Aussprachestörungen zeigen, als Risikokinder für einen erschwerten Schriftspracherwerb eingestuft werden.

2. Lauterwerbsstörung:
Das Kind kann die fehlenden oder fehlerhaft gebildeten Laute mit Hilfe bilden, verwendet die Laute aber nicht in der Spontansprache in allen Lautkombinationen. Der Lauterwerb beim Kind mit einer Lauterwerbsstörung ist also im Rahmen seiner Sprachentwicklung noch nicht abgeschlossen.

Phonetische Störungen werden in unserer Praxis nach dem klassischen Van Riper Konzept behandelt. Phonologische Störungen werden bei uns nach der Psycholinguistisch Orientierten Phonologischen Therapie nach Annette Fox behandelt. Hierbei werden im Rahmen von Hörübungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad meist mehrere Laute einer zu behandelnden Lautgruppe gleichzeitig einander gegenübergestellt, so dass das Kind lernt, die einzelnen Laute voneinander zu unterscheiden.

Parallel dazu wird die motorische Ausführung der Laute einzeln oder in Silben automatisiert. Zuletzt wird das Kind dazu angeleitet, die bedeutungsunterscheidende Funktion der Laute bei Wörtern zu erkennen und wird dadurch in die Lage versetzt, sein Lautsystem selbsttätig zu überprüfen, zu revidieren und somit schließlich seine Aussprachefehler zu korrigieren.

Verbale Entwicklungsdyspraxie

Sehr seltene Störung in der Planung der Sprechmotorik. Kinder mit dieser Sprechstörung weisen häufig einen stark verzögerten Sprechbeginn auf, äußern sich in einer Art „Vokalsprache“, zeigen sehr viele und stark wechselnde Lautbildungsfehler, Suchbewegungen und Anstrengung beim Sprechen.
Sie setzen automatisch verstärkt Gestik, Mimik und Lautmalereien zur Kommunikation ein.