Diese Form der Sprechstörung ist gekennzeichnet durch eine Störung des Sprechablaufs bzw. der Sprechflüssigkeit und kann in Form von Stottern oder Poltern in Erscheinung treten.

Stottern

Stottern äußert sich in überdurchschnittlich häufigen, unfreiwilligen und unkontrollierbaren Wiederholungen von meist einsilbigen Wörtern, Silben oder Lauten, in Dehnungen von Lauten und / oder in Blockierungen von Wörtern. Art und Ausmaß des Stotterns sind zum Teil situationsabhängig. Als Begleiterscheinungen können das Einschieben von Wörtern, Satzabbrüche und -umstellungen, Sprechangst, Vermeiden von Blickkontakt und / oder bestimmten Lauten, Wörtern, Personen oder Situationen und Körpermitbewegungen auftreten. Diese Begleiterscheinungen resultieren aus dem Versuch, die eigentlichen Stottersymptome zu überwinden. Stotternde leiden häufig unter einem großen Störungsbewusstsein.

Ein so genanntes „neurogenes Stottern“ kann im Erwachsenenalter auch nach einem Schädel-Hirn-Trauma, einem Schlaganfall, bei einem Hirntumor, einer degenerativen Erkrankung des zentralen Nervensystems oder als eine medikamentöse Nebenwirkung (z.B. von Neuroleptika) in Erscheinung treten. In seltenen Fällen kann es infolge einer plötzlichen inneren Traumatisierung auch zu einem „psychogenen Stottern“ kommen.

Unter gezielter Anleitung des Therapeuten erfolgt eine schrittweise direkte Auseinandersetzung mit dem Stottern. Der Betroffene lernt, seine individuellen Symptome beim Stottern zu erkennen (Identifikation), seine Angst davor abzubauen und seine Sprechweise anzunehmen (Desensibilisierung) und mithilfe einer Sprechtechnik gezielt und bewusst zu flüssigerem Sprechen hin zu verändern (Modifikation) und diese veränderte Sprechweise mehr und mehr in den Alltag zu integrieren. Besondere Aufmerksamkeit legen wir hierbei auf die „Enttabuisierung“ des Stotterns, da eine positive gelassene Einstellung des Betroffenen selbst und seiner Umgebung, also v.a. seiner Familie, gegenüber dem Stottern entscheidend zum Behandlungserfolg beiträgt.

Poltern

Die Symptome des Polterns entstehen weniger beim Sprechvorgang selbst als vielmehr in dessen gedanklicher Vorbereitung. Aufgrund einer mangelhaften Integration aller Sprachelemente kommt es hierbei zu einer sehr schnellen, überhasteten Sprechweise mit Beschleunigungen des Sprechtempos innerhalb längerer Wörter oder Redewendungen.

Die Aussprache klingt aufgrund diverser wechselhafter Artikulationsfehler häufig sehr undeutlich und verwaschen. Teilweise werden ganze Wörter, unbetonte Silben, Wortendungen oder Lautverbindungen ausgelassen, umgestellt oder miteinander verschmolzen. Die Sprechflüssigkeit ist durch Wiederholungen von Wörtern und Phrasen sowie durch Satzabbrüche und -umstellungen und das Einschieben von Wörtern herabgesetzt. Den Äußerungen fehlt teilweise der logische Zusammenhang, so dass der Zuhörer den Erzählungen nur mit Mühe folgen kann.

Sehr selten besteht ein Störungsbewusstsein oder gar ein Leidensdruck bei Menschen, die poltern. Meist leidet eher die Umwelt unter der mangelhaften Verständlichkeit der Äußerungen. Im Gegensatz zum Stottern verbessert sich das Poltern durch Konzentration auf das Sprechen.

Die Ursachen des Polterns sind bislang noch nicht sicher geklärt. Man nimmt an, dass es auf Veranlagung beruht und minimale hirnorganische Störungen zugrunde liegen, durch die ein Missverhältnis zwischen der motorischen Sprechfertigkeit, dem Sprechtempo und Defiziten in der Wahrnehmung der eigenen Artikulation hervorgerufen werden.